Es sind so ganz bestimmte Momente, in denen man von einem Gefühl beherrscht wird, das sich mit Worten kaum beschreiben lässt, aber man denkt, dass einfach jede Minute, die man noch auf dieser Welt verbringt, schlichtweg Verschwendung von Sauerstoff ist, weil es nichts mehr gibt, wofür es sich noch zu leben lohnt. Mir ging es so, dass ich mich hinterher immer geärgert habe, weil ich doch noch Dinge hatte, für die es sich zu leben lohnt, die ich aber in meiner Verzweiflung oder Wut einfach übersehen hatte.
R.S., 18 J.

Bei mir sind es immer Kurzschlussreaktionen. Zum Glück hielten diese Gedanken bisher nie lange genug an und ich kam wieder zur Besinnung. Was die Auslöser dafür sind, weiß ich selbst nicht. Manchmal kommen sie ohne Ankündigung... z.B. ich steh gut aufgelegt am Balkongeländer... und plötzlich kommt dieses Bedürfnis in mir hoch, zu springen... alles zu beenden. Ich schaue in die Tiefe und diese zieht mich an. Ich spüre, wie sich meine Beine schon zum Springen bereit machen, meine Hände das Geländer fest umschließen. Doch dann lass ich es los und geh schnell in meine Wohnung, mach die Balkontür zu und sitz in einer Ecke und fürchte mich vor mir selbst. Dann wird mir erst bewusst, was ich gerade vorhatte.
Ich habe deswegen Angst, dass es doch mal passiert.
Sv., 22 J.

Quelle: Martina Born: Selbstmord@Internet. Beiträge und Hintergründe. Jugendliche melden sich zu Wort, Verlag Dietmar Klotz Eschborn bei Frankfurt am Main 2005, S. 82f