Schauspiel/Kinder/Familien

26. Schultheaterfest

SCHÜLER SPIELEN FÜR SCHÜLER THEATER, 11. JUNI BIS 13. JUNI 2019


Unser Team:
Aus dem Einstein-Gymnasium Angermünde: Foto v.l.n.r. Ulrike Bartelt, Referendarin; Clara Mehnert, Klasse 9.1; Karla Metzdorf, Klasse 9.3; Lilia Schulz, Klasse 9.3; Paula Baumgarten, Klasse 9.1; Elisabeth Atapin, Klasse 9.2; Richard Lenz, Klasse 9.2; Aus dem Gauß-Gymnasium Schwedt:Nadja Fritz, Klasse 11, (nicht im Bild)

WILLKOMMEN zum 26. Schultheaterfest der ubs



Reinhard Simon, Intendant der Uckermärkischen Bühnen, und Theaterpädagogin Waltraud Bartsch eröffneten am Vormittag im intimen theater das 26. Schultheaterfest. Merle Fuhr, Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau in den ubs, sang mit über 100 Schülerinnen und Schülern zur Einstimmung auf drei tolle Tage!

Kurze Geschichte meines erfolgreichen Scheiterns


von Clara Mehnert, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
In dem Stück „Kurze Geschichte meines erfolgreichen Scheiterns“ teilt ein junger Patient einer Psychiatrie seine bisherige Lebensgeschichte mit dem Publikum. Er berichtet von seiner zerrütteten Kindheit, in welcher er weder von der Familie seiner polnischen Mutter, noch von seinem deutschen Vater akzeptiert wird. Er flüchtet sich in die Musik, mit welcher er, dank seiner Jugendliebe Selma, später Geld verdient, bis er einen Fehler begeht. Während der Vorstellung saßen wir in einem Stuhlkreis zusammen mit dem Schauspieler. Dies ermöglichte es sich voll und ganz in die Situation hineinzuversetzen, da wir quasi Teil des Stückes waren. Ich empfand das Theatererleben dadurch viel intensiver. Die Besetzung der Rolle fand ich sehr passend, denn der Schauspieler wirkte noch sehr jung und jugendlich. Er wirkte ein wenig verrückt, was seine Rolle noch authentischer machte. Besonders gut haben mir die kleinen Musikstücke und die Interaktion mit dem Publikum gefallen. Man fühlte sich direkt angesprochen und wurde so dazu angeregt genauer über die gesagten Worte nachzudenken.

UNTER W@SSER


Von Karla Metzdorf, Klasse 9.3, Einstein-Gymnasium Angermünde
Mir hat das Stück "Unter Wasser" sehr gut gefallen. Das Spiel der beiden Protagonisten war sehr authentisch. Insbesondere beim männlichen Prota-gonisten der Ausraster und der Übergang in die Ruhe danach. Bei der weiblichen Protagonistin war die Szene, in der sie von ihren Freunden erzählt und dabei immer wieder laut lachen muss, sehr ansteckend. Die anderen Personen, über die nur geredet wurde, waren gefühlt auch auf der Bühne. Außerdem fand ich es gut, dass wir als Zuschauer mitbestimmen durften. Allerdings war einmal der Chat noch offen, obwohl auf der Bühne schon gespielt wurde. Das war leider eine starke Ablenkung.

Von Lilia Schulz, Klasse 9.3, Einstein-Gymnasium Angermünde
Das Theaterstück „Unter Wasser“ hat mir sehr gut gefallen. Einerseits ist es wirklich witzig und interessant; es wird einem auf keinen Fall langweilig. Andererseits bringt es einen auch zum Überlegen und regt an, an die Geschichte weiter zu denken. Mir hat es gefallen, dass die zwei Hauptfiguren meistens einen Monolog geführt haben und nur manchmal einen Dialog. Dadurch wurden uns die Gefühle der einzelnen Person wirklich gut mitgeteilt. Auch die anderen Figuren konnte man sich durch die Erzählungen gut vorstellen, obwohl es nur zwei Schauspieler/-innen gab. Es hat mich sehr beeindruckt, wie schnell die Schauspieler/-innen ihre Stimmungen ändern konnten. Die Idee, das Publikum mit einzubringen, war theoretisch gut, allerdings hat mich das persönlich an manchen Stellen etwas abgelenkt. Auch das Bühnenbild war genau richtig. Am Anfang war ich von dem Popcorn ziemlich irritiert, aber später ist mir aufgefallen, dass die Requisite den Wutanfall viel spektakulärer ausgesehen hat lassen. Es lohnt sich dieses Stück zu besuchen, und ich würde es jederzeit ein zweites Mal ansehen.

Von Elisabeth Atapin, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Es ist ein Theaterstück mit sehr viel Popcorn und doch ist es nicht leicht zu verarbeiten. In diesem Schauspiel geht es um den Wunsch, etwas besonders zu sein und darum, welche Schattenseiten es haben kann. Besonders in unserer heutigen Zeit kann jeder mit ein paar Klicks eine Sensation im Internet werden. Genau das erreichte Louise in ihrem Forum, in dem sie die Forderungen ihrer Mitschüler erfüllt.Schnell verliert sie jedoch die Kontrolle über die Situation und Louise, die sich im Forum Narziss nennt, fühlt sich wie „unter Wasser“. Für die anderen scheint es, als würde alles gewohnt ablaufen, doch sie ertrinkt alleine in ihrer Situation. Sie ertrinkt in einem Meer aus Popcorn, denn für ihre Mitschüler ist dieses Chaos und das Raten, wer Narziss wirklich ist, einfache Unterhaltung. Passend dazu kann jedermann beobachten, wie die WhatsApp-Gruppe, die für Abstimmungen benutzt wird, immer mehr zu einem Chaos wird. Es verdeutlicht, wie schnell eine Sache im Internet aus dem Ruder laufen kann und ein Schiff zum Umkippen bringt. Das Theaterstück endet mit viel Herzklopfen und bringt einen dazu, über sein eigenes Onlineverhalten nachzudenken.

BÄNG, BÄNG, DU BIST TOT


Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
Das vom Leonardo da Vinci Campus Nauen gespielte Stück "Bäng, Bäng, du bist tot!" beschäftigt sich mit den Gedanken, Gründen und der Schuldfrage rund um einen Amoklauf. Die Schüler inszenierten ein für den Zuschauer spannendes und nachdenkliches Stück. Durch die Umsetzung, welche mit sehr wenigen Requisiten stattfand, wurde die gesamte Aufmerksamkeit auf die Stimme und die Worte der Schauspieler gelenkt. Der Bühnentext regte teils zum Nachdenken an. Einfache Kostüme der Schauspieler trugen ebenfalls zur Konzentration auf die Inhalte des Stückes bei. Zusammengefasst ist den Schülern eine gute Inszenierung des Stücks gelungen, welche im Gedächtnis bleibt.

Von Richard Lenz, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
„Warum fällt der Affe vom Baum? Weil ich ihn erschossen habe.“ Am Dienstag führten SchülerInnen des Leonardo da Vinci Campus Nauen das Stück „BÄNG, BÄNG, DU BIST TOT“ auf. Es stammt von William Mastrosimone. Das Stück beschäftigt sich tiefgründig mit einem Amoklauf an einer Schule, mit den Opfern und den Ursachen der Tat. An einigen Stellen gab es bösen, zynischen Humor, der einem vor Augen führt, wie problematisch die Situation ist. Das Stück ist sehr empfehlenswert, wenn auch nicht für jüngere Zuschauer geeignet.

IN DEN GÄNGEN


Von Elisabeth Atapin, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Ein kaltes Neonlicht beleuchtet die Theaterbühne und die drei Hauptfiguren. Es ist eine Geschichte über Menschen, die vom System abgestoßen wurden und doch täglich im Supermarkt dem System dienen. Auch ist es eine Geschichte über den Verlust von Perspektive und Identität.Sehr viel wird in den Erinnerungen an früher geschwelgt. Es sind Momente, die nie zurückkehren, und das Neonlicht lässt es weitaus beklemmender wirken. Genauso ist es auch ein Theaterstück über Hoffnung und die kleinen Freuden im Alltag. Doch manchmal reicht es nicht um leben zu können, wie man zum Schluss sieht. Schnell entwickelt man ein Gefühl von Verbundenheit mit den Charakteren, weshalb der Tod am Ende einen auch persönlich mitreißt.

(EIN)SCHNITT) / (NA)CIĘCIE) / (IN)CISION


Von Elisabeth Atapin, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Mit mehreren Messern, mehreren Schneidebrettern, fünf Orangen und einer Bank wird im Theaterstück „(Ein)Schnitt)“ über die Situation in Polen reflektiert.Zum Beginn sitzen fünf Personen mit steinerner Miene in schwarzer Kleidung auf einer Bank. Die Botschaft ist verständlich, es soll einschüchtern. Ein weißes Band am rechten Oberarm erinnert stark an den Nationalsozialismus. Das fehlende Symbol zeigt, dass in diesem Stück jede Abneigung gegen Fortschritt und Neues gemeint ist. Das Theaterstück ist sehr düster und es muss auch im Nachhinein viel darüber nachgedacht werden. Durch die ausdrucksstarke Mimik und Gestik der Schauspieler wird trotz der Sprachbarriere die Botschaft sichtbar. Die Schauspieler spielen dieses Werk schon seit 3 Jahren, wodurch die Bewegungen klar und einheitlich sind, das lässt das Werk überaus beklemmend wirken. Es ist ein sehr originelles Theaterstück, in dem man sich auch ohne polnische Herkunft mit seiner Kultur wiedererkennen kann.

DIE BÜCHSE DER PANDORA


Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
„Die Büchse der Pandora“ verbindet Nationen über das Theaterspiel. Es stellt sich die Frage, wo Europa denn eigentlich endet. Das Stück besteht aus drei Teilen: einem ungarischen, einem deutsch-polnischen und einem französischen. Sie alle verdeutlichen die unterschiedlichen Ausprägungen rechten Denkens und die Verschiedenheit der Ängste und Themen in den Ländern – egal ob Genderpolitik, Vorurteile oder das Verbinden von Kirche und Politik.Die Schauspieler brachen nicht nur Tabus, sondern auch sprachliche Grenzen zwischen Kulturen und Ländern, indem die Stücke zum Teil auf Ungarisch, Polnisch und Französisch gespielt wurden. Für den Zuschauer ist im Stück der Wechsel zwischen Sprachen und Spielweisen kein Problem, was in Bezug auf die wirkliche Welt auch Realität werden sollte. So wird es zumindest durch den Kontext vermittelt. Das Lesen von persönlichen Texten über Sichtweise und Meinung über Migration, Heimat und Identität verdeutlicht erneut: Heimat sollte viel öfter im Plural stehen.

Von Clara Mehnert, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
In dem Theaterstück werden kritisch in 4 verschiedenen Ländern rechtsextreme Probleme aufgezeigt. Sei es in der Ukraine die fehlende Akzeptanz für Homosexualität und Transgender oder der Rassismus, welcher sich in Ausländerfeindlichkeit äußert, in Ländern wie Deutschland, Polen und Frankreich. Das Stück ist dreisprachig und somit auch auf Situationen im jeweiligen Land angepasst. So gelingt es einen guten Einblick in die Sichtweise anderer Länder zu erhalten. Die Untertitel, die während der anderssprachigen Teile eingeblendet wurden, waren sehr hilfreich, aber teilweise etwas zu schnell. Besonders im französischen Teil des Stückes. Es wurde sehr gut mit Requisiten und Kostümen gearbeitet. Mir ist besonders der polnische Regenmantel aufgefallen. Das Stück ist sehr realistisch gehalten, so passt es sehr gut zur heutigen Zeit. Das Stück hilft Meinungen zu bilden und zu festigen. Es ist meines Erachtens eher für ältere Jugendliche. Von den bis jetzt gesehenen Stücken hat mich dieses am meisten angesprochen.

Von Felix Gattinger, Dramaturg in den Uckermärkischen Bühnen Schwedt
Schon zu Anfang wird sie aufgemacht, die Büchse der Pandora. Im polyphonen Kauderwelsch ihrer europäischen Muttersprachen treten die Darsteller*innen vor das Publikum und lassen die Plagen auf die Menschheit los. Es ist das Gift des Egoismus der verschiedenen Nationen, die das Klima auf einem ganzen Kontinent verheerend schädigen können. Das Theaterkollektiv multicultural city beschäftigt sich mit der Lebenswirklichkeit von gesellschaftlichen Randgruppen und sozialen Minderheiten. Somit liegt das Thema nationale Identitäten und Rechtspopulismus als Schwerpunkt der aktuellen Produktion nicht fern. Mit einem internationalen Ensemble von fünf mehrfach besetzten Schauspieler*innen setzt der Abend drei Stücke dreier Autor*innen zueinander in Beziehung, die jeweils aus unterschiedlichen Theatertraditionen kommen: Polen, wo es in letzter Zeit immer schwieriger wird, politisches Theater zu machen und zu schreiben, Ungarn, wo die Zensur noch schlimmer ist, und Frankreich, wo man sich seit Jahrhunderten den intellektuellen Protest, so sehr auf die Fahnen geschrieben hat, dass er mitunter schon zur traditionellen Pose geworden ist. Diese Konstellation ist an sich schon ziemlich interessant.Für MÀS / GANZ ANDERS hat sich der ungarische Regisseur und Autor Ákos Németh zwei starke, moderne Frauenfiguren ausgedacht. Unter dem Vorwand, sich nach dem Tod ihres Mannes häuslich neu einzurichten, hat eine frischgebackene Witwe ein Kundengespräch anberaumt. Während des Gespräches bricht aus der Witwe jedoch zusehends das Private heraus. Das Kundengespräch mit der Innenarchitektin wird zum erzählerischen Spießrutenlauf, bei dem man nie hundertprozentig weiß, ob die Geschichten echt sind oder Erfindungen einer pseudomanen Exhibitionistin. Ein Höhepunkt ihrer Erzählungen ist, dass sie mit einem Buchhalter eine Kirche gegründet hat, um Einnahmen nicht versteuern zu müssen. Da fliegen einem Sätze um die Ohren wie: „Religion braucht keine Gläubigen“. Was hilft es da, wenn man sich am Strand von Tel Aviv seiner jüdischen Wurzeln zu erinnern glaubt: Wenn man eine Kirche als Steuerschlupfloch gründet, ist klar, welchen Gott man anbetet. Die Geschichte bekommt dadurch ihre Wendung, dass die professionelle Verbindlichkeit der Kundenbetreuerin aufweicht und sich zusehends ein Gespräch von Frau zu Frau entwickelt. Die Kundenbetreuerin erzählt ihrer Kundin, die das nur allmählich begreift, dass sie in ihrem früheren Leben ein Mann war, der sein Geschlecht hat umwandeln lassen, weil er „in seiner Seele in Wahrheit eine Frau war“. Das jedoch überfordert das religiöse Empfinden der Kundin plötzlich total. Am eigenen Körper, am eigenen Geschlecht doktert man nicht. Religion ist Mittel zum Zweck, aber nicht um der eigenen Seele zur Wahrheit zu verhelfen. In ihrer Raserei glaubt die Kundin in der Anderen ihren Ehemann wieder zu erkennen, der in Wahrheit gar nicht verstorben ist, sondern sich zur Frau gemacht hat. Ob das ganze eine Projektion ist, die zur Lügenkultur dieser Figur gehört, bleibt offen.In der dokumentarischen Groteske YOU CANNOT SEE, WHAT YOU CANNOT SEE von Monika Dobrowlanska treffen eine deutsche und eine polnische Frau auf der Brückengrenze zwischen Słubice und Frankfurt an der Oder aufeinander. Wer sich an die Grenze begibt, muss sich so einiges anhören. Vordergründig geht es in dem Gespräch um nationale Stereotype und um Flüchtlinge, hintergründig aber wird subtil beleuchtet, worin der deutsch-polnische Mentalitätskonflikt eigentlich besteht. Im Konflikt zwischen kindlicher Religiosität, „abgeklärten“ christlich-abendländischen Werten und dem echten Leben, das uns immer dazwischenfunkt, wenn wir meinen, eine konsequente Haltung zu haben. Spannend wird das Ganze dadurch, dass im Streit jeweilige die „Verpackung“ der Figuren aufreißt und einen Blick auf das Innere freigibt: Die Polen befinden sich immer noch in ihrer historischen Opferrolle, die sie blind für die Sichtweisen anderer macht und haben sich neuerdings (getreu ihrem katholischen Credo) ihre eigene Auferstehungsgeschichte zusammengestellt. Darunter jedoch sind sie wesentlich empfindsamer als wir Deutschen, die wir uns -- ebenfalls geschichtsbewusst -- eine Ethik der Toleranz auf die Fahnen geschrieben haben. Wir verteilen gerne großzügige „Gesamtpakete“, um die Migration irgendwie in den Griff zu bekommen, aber menschlich berührt uns das Ganze eher weniger. „Refugees Welcome“. Die ethnische Toleranz wird somit zum Lippenbekenntnis einer Generation, die im Gegensatz zu den Polen keine tiefen Überzeugungen und Werte mehr hat.Der poetische Text MES AMIS/MEINE FREUNDE (SAFE EUROPEAN HOME) von Philippe Malone unter der Regie von Laurent Vacher ist ein Traum-Wach-Spiel. Leila, eine junge Frau mit marokkanischen Wurzeln, hat sich kulturell perfekt angepasst und ins Pariser Berufsleben gestürzt. Ihre Freunde kennt sie alle nur aus dem Beruf. Man trifft sich gerne nach Feierabend. Antoine und Ronan sind Kinder des Turbo-Kapitalismus. Sie entwickeln Markenstrategien und optimieren Arbeitsabläufe. Auch sie haben den Bezug zu ihrer Kultur verloren. Sie sind Produktmenschen. Sie definieren sich nicht über Haltungen und Werte, sondern über Vorlieben. Leila, erwartet sie bei sich zu Hause und hat, obwohl sie Muslima ist, genau die alkoholischen Markengetränke besorgt, die sie bevorzugen. Doch irgendetwas ist in der Stadt passiert an diesem Abend, und Leilas Gäste verspäten sich. Leila nickt ein und hat einen Traum von einem apokalyptischen Blitz, der sich, als sie erwacht, als reales Attentat herausstellt, das soeben in Paris stattgefunden hat. Oder ist es ein Traum im Traum, aus dem sie gar nicht wirklich erwacht? Nach diesem Attentat hat sich das Umfeld um Leila verändert. Ihre Freunde ändern nach dem Anschlag ihre Haltungen zu Leila, und auch überhaupt. Wo vorher nur das ökonomische Wachstum gezählt hat, besinnt man sich plötzlich auf „christliche Werte“. Besonders identitätsstiftend stellt sich dabei der Genuss von Alkohol heraus, weil man sich dadurch von den Moslems am deutlichsten abgrenzt. Leila wird vor die Wahl gestellt. Trink! Wenn du zu uns gehören willst, dann bekenne dich auch dazu. Der Alkohol wird zur Eucharistie, zum Reinigungsritual. Er wird Leila schließlich gewaltsam eingeflößt: Leitkultur als Form der Vergewaltigung. Wir verlieren unsere Angst vor den Fremden erst dann, wenn diese ihre eigene kulturelle Identität komplett auslöschen. Der Blitz hat Leila getroffen. Sie sagt: „Blitze schlagen nicht von oben nach unten ein. Blitze kommen immer von unten, aus den fauligen Wurzeln.“ Ein prophetischer Satz. Die Produktmenschen Antoine und Ronan haben schon lange die Wurzeln zu ihrer Kultur verloren. Die Wurzeln sind verfault. Wenn solche Leute sich spontan auf ihre Wurzeln besinnen, dann stinkt es meistens.Geführt von ihren Regisseur*innen brillieren die Darsteller*innen mal als Hauptakteure, mal unterstützend am Rand des Geschehens und zeigen dabei stets, dass sie nicht nur ihre Figuren, sondern auch die verschiedenen Spielweisen beherrschen, die das moderne Theater in den verschiedenen Kulturräumen von ihnen fordert. Äußerst spannend ist es auch, zu sehen, welche Randgruppen-Themen sich die verschiedenen Autor*innen zum Gegenstand gemacht haben, und dass es überraschenderweise die Religion ist, die sich als roter Faden durch alle Geschichten zieht. Wichtiger als all das ist jedoch, was die internationalen Akteure in ihrer Arbeit vorleben: Sie widmen sich gemeinsam einer Sache, formulieren gemeinsam Aussagen und entwickeln eine Vision in der sich jeder wiederfindet. Das ist es, was Europa braucht. Davon hängt die Einheit und das Bestehen Europas ab. Und das ist es, was die Rechtspopulisten aller Länder unablässig zu stören versuchen. Gemeinsame Projekte angehen und Visionen gemeinsam leben. Das ist der einzige Weg, Europa zu denken und zu bauen -- eine Angelegenheit von kontinentaler Wichtigkeit.

WAS WÄRE, WENN


Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
Was wäre, wenn du fliehen müsstest, der Krieg vor deiner Haustür wäre? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Leonardo da Vinci Campus aus Nauen in dem Stück „Was wäre wenn“.Ein enorm beeindruckendes Stück, das den Zuschauer zum Nachdenken anregt. Der Fokus wird durch die Schüler auf das Gesprochene gelegt – auf Wort und Hintergrund. Es wird dem Zuschauer durch wenig Drumherum einfacher gemacht, diesen Worten auch zu folgen.Die Umsetzung erfolgte nicht nur über Schauspiel, sondern auch über selbst gedrehte Filmausschnitte. Als Bruch im normalen Bühnenbild brachten diese Ausschnitte auch Bewusstsein über die Existenz, Präsenz und Aktualität des Themas Flucht in der „realen Welt“ außerhalb der Bühne zum Ausdruck.Durch persönliche Ansprache des Publikums („Stell dir vor, DU würdest fliehen“) entwickelt sich ein anderes Verständnis und eine Art von Empathie, die mit objektiven Texten nur schwer möglich wäre.

von Clara Mehnert, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
Das Stück „Was wäre wenn“ greift das brandaktuelle Thema Flucht und Flüchtlinge auf. Es erzählt die Geschichte eines Flüchtlingsjungen aus Deutschland, welcher flüchten müsste, wenn in Deutschland Krieg herrschen würde. In der Geschichte werden sozusagen die Rollen vertauscht. Wir sind auf einmal auf der Flucht und versuchen in anderen Ländern unterzukommen. Das Stück versucht für das Thema Flucht und Flüchtlinge zu sensibilisieren und Toleranz aufzubauen. Es versucht Ausländerfeindliche zum Umdenken zu animieren. Dies ist besonders bei jungen Menschen meiner Meinung nach sehr wichtig.Im Stück wird die Geschichte wie von einem Erzähler erzählt. Die verschiedenen Sprecher bringen dabei Abwechslung in das Stück. Die Textpassagen wurden teils gesprochen und teils über die Lautsprecher eingespielt. Leider haben die meisten Schauspieler viel zu leise und undeutlich gesprochen, so dass ich sie kaum verstehen konnte. Die Filmsequenzen, die während der Vorführung gezeigt wurden, waren sehr passend und vor allem bewegend. Besonders die letzten beiden Filme sind mir in Erinnerung geblieben. Das Theaterstück hat meiner Meinung nach mit wunderbaren Mitteln eine wichtige Botschaft überbracht, welche sowohl für Jung als auch Alt klar und unmissverständlich war.

Von Lilia Schulz, Klasse 9.3, Einstein-Gymnasium Angermünde
Das Theaterstück „Was wäre, wenn“ verbreitet eine wichtige Message und wurde von den Schauspielern und Schauspielerinnen und den vielen anderen Mitwirkenden gut vermittelt. Die viele Arbeit hinter dem Stück hat sich gelohnt. Auch den Videos konnte man die viele Arbeit ansehen. Die meisten Mitwirkenden haben gut betont und laut gesprochen. Leider waren manche aber etwas schüchtern und etwas zu leise, das hat dem Stück aber keinesfalls geschadet. Die Handlung war spannend und man konnte der Geschichte gut folgen. Am besten hat mir das letzte Video gefallen, aber auch das erste Video hat zum Nachdenken angeregt und war ein sehr guter Einstieg in das Stück.

ABSCHIED


Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
„Abschied“ ist ein von Schülerinnen und Schülern der 4. bis 6. Klasse verfasstes und gespieltes Stück über Verlust, Umgang mit dem Tod und Bewältigung von Trauer. Es thematisiert die verschiedenen Verhaltensweisen und Denkweisen über den Tod in unserer Kultur im Gegensatz zur mexikanischen und ist vollgepackt mit Klischees.Der wahrscheinlich bedeutendste Hintergrund des Stückes ist es, sich mit einem doch sehr tabuisierten Thema wie dem Tod spielerisch in Form des Theaterspielens auseinanderzusetzen. Beeindruckend ist es, dass gerade die jüngste Gruppe an Darstellern des Schultheaterfestes sich dieser Aufgabe freiwillig stellt.Die Umsetzung – Kostüm, Spielweise, Auftreten – ist den Schülern sehr gut gelungen und auch das einfache Bühnenbild ist für das Stück passend und verstärkt den kindgerechten Eindruck. Auf das Publikum machten die Schüler einen aufgeschlossenen und vom Schauspiel begeisterten Eindruck. Eine Botschaft, die die Schüler mit Hilfe ihres Stückes vermitteln konnten: Das Verbinden der Themen Tod und Trauer mit dem kindlichen Schauspiel, bei dem man den Spaß am Spiel spürt, ist sehr wohl möglich und vielleicht ein Vorbild für andere.

WERKSTATT: Körper und Raum


Von Ulrike Bartelt, Referendarin, Einstein-Gymnasium Angermünde
Nachdem Frank Radügs Theater-Kurs bereits am Mittag mit Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ brilliert hatte, konnte man sich den anschließenden Workshop des Autors, Regisseurs und Theaterlehrers nicht entgehen lassen. In diesem Workshop standen Raum und Körper im Mittelpunkt und wie der Name schon verriet, ging es in diesem Kurs sehr körperbetont zu. Daher legte man neben Schuhen und Socken beim Betreten des Raumes am besten auch gleich seine Hemmungen ab. In den Übungen, welche meist in Partnerarbeit abliefen, setzte man nicht nur seinen eigenen Körper in Szene, sondern lernte auch mit den Körpern seiner „Mitspielenden“ umzugehen. Da kam es dann schon einmal vor, dass man den vermeintlich betrunkenen Partner auf dem Rücken quer durch den Raum trug oder man auf dem Rücken des Partners balancierte, während sich dieser aus der Liegeposition in den Stand aufrichtete. Zusammengefasst kann man sagen, dass der Workshop ebenso interessant wie schweißtreibend war und anderthalb Stunden leider viel zu schnell um waren.

ILLUMINATION VOM TANZ


Von Ulrike Bartelt, Referendarin, Einstein-Gymnasium Angermünde
Am Mittwochabend konnte man ein kleines Stück Indien im Kleinen Saal der Uckermärkischen Bühnen erleben. Trotz der Hitze waren einige Zuschauer gekommen, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Vielleicht trug die Hitze ja sogar ein wenig zum indischen Flair bei, als die insgesamt fünf Tänzer und Tänzerinnen Themen aus der indischen Mythologie durch Bewegung zum Leben erweckten. Da nicht jeder Besucher mit Indien und dessen Kultur vertraut ist, gab es vor jedem Tanz noch eine kleine Erläuterung, aber selbst wenn man den dargestellten Geschichten vielleicht nicht immer folgen konnte, so konnte man sich dennoch an den ausdrucksstarken Tänzen und dem Detailreichtum und der Farbenpracht der traditionellen Gewänder erfreuen.

EIN SOMMERNACHTSTRAUM


Von Richard Lenz, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Der Sommernachtstraum von William Shakespeare wurde uns von einer Theatergruppe aus Frankfurt/Oder vorgeführt. Im Stück geht es um mehrere Liebesgeschichten, die durch Magie miteinander verflochten wurden. Dieses Chaos machte den Reiz des Werkes aus. Auch der Tod Theseus gegen Ende des Stücks trug als unerwartete Wende zur Aufmerksamkeit bei. Shakespeare scheute sich nicht vor anzüglichen Szenen. Doch v. a. die Art und Weise der Inszenierung begeisterte. Keiner der vielen Schauspieler hat die Bühne während der Aufführung verlassen und trotzdem konnte man ihr hervorragend folgen. Die Spannung blieb an jeder Stelle erhalten. Den Applaus hat sich das Team redlich verdient.

MARA HAUT AB!


Von Richard Lenz, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Die Prenzlauer dramaTeens präsentierten am Dienstag ihr Stück „Mara haut ab“. Mara wird in der Schule wegen ihres Namens gemobbt. Sie reißt von zuhause aus. Die Sachen, die sie dabei erlebte, finde ich sehr spannend. Sie flieht vor dem Schaffner und streitet um einen Einkaufswagen, um einen kleinen Einblick in ihr Abenteuer zu geben. Es gab sogar eine Gesangseinlage. Das Stück ist auf jeden Fall sehr sehenswert und gut gemacht.

WERKSTATT: Moderner Tanz


Von Ulrike Bartelt, Referendarin, Einstein-Gymnasium Angermünde
Schon am Vormittag ging es in den Uckermärkischen Bühnen Schwedt sportlich zu. Während auf der ersten Probebühne indischer Tanz unterrichtet wurde, widmete man sich auf der zweiten Probebühne dem modernen Tanz. Schauspieler Dominik Müller hatte für diesen Workshop extra eine Choreographie zu Billie Eilishs „Bad Guy“ erarbeitet, die er – nach einer kurzen Erwärmung – zusammen mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen einstudierte. Trotz des relativ hohen Niveaus der Choreographie – schnelle Bewegungen und eine Ausrichtung der Schritte am Text statt am Takt – konnte der Kurs auch Tanzanfänger begeistern und beim abschließenden Cool Down konnten die meisten Teilnehmer bereits spüren, was sie an diesem Vormittag geleistet hatten.

DER SELBSTSÜCHTIGE RIESE


Von Celine Haß, Praktikantin beim Schultheaterfest
Am Morgen des dritten und für dieses Jahr letzten Festtages präsentierte sich die Theatergruppe der Evangelischen Grundschule Schwedt. Gemeinsam mit ihrer Spielleiterin Iris Kunz, die auch für die Textfassung verantwortlich zeichnete, brachten sie das Märchen „Der selbstsüchtige Riese“ nach Oscar Wilde auf die Bühne. Dieser hat alle Kinder aus seinem Garten vertrieben und wundert sich im Folgenden darüber, dass vor seinem Fenster nun ewiger Winter herrscht. Erst, als er sich einen Ruck gibt, kehren die Kinder und der Frühling zurück und in seinem Garten tobt wieder das blühende Leben. Iris Kunz ist es gelungen, eine Textfassung zu erstellen, die auch von den jüngsten FestteilnehmerInnen verstanden wird. Zusammen mit den Erst- bis Fünftklässlern ihrer Gruppe inszenierte sie das Stück mit viel Liebe. Die Spielfreude war jedem Einzelnen anzusehen, egal, ob er oder sie einen Baum, einen Vogel, eine Blume oder eins der Kinder spielte. Gespickt war das Stück mit kleinen Liedern, die live am Klavier begleitet wurden.Alles in allem war das ein absolut würdiger und zauberhafter Start in die Schultheaterfest-Endrunde. Auf dass die Gruppe nächstes Jahr wieder dabei ist und zeigt, was sie kann – wenn auch ohne Iris Kunz, die im Sommer mit ihrer Familie nach Süddeutschland zieht. Alles Liebe für euch und liebe Kinder: macht weiter so!

Von Ines Eichhorn, Lehrerin, Einstein-Gymnasium Angermünde
So unsympathisch und furchteinflößend die Titelgestalt sein soll, so liebevoll und von sprühender Spielfreude getragen erleben die Zuschauer sieben- bis elfjährige Kinder der Evangelischen Grundschule Schwedt auf der Bühne des „intimen theaters“. Die Theatergruppe unter der Leitung von Iris Kunz hat sich Oscar Wildes Kunstmärchen gleichnamigen Titels als Grundlage gewählt und Text und Gestaltung weitestgehend selbst entwickelt. Ein Riese verbietet Kindern das Spielen in seinem Garten und baut eine Mauer um sein Anwesen, was dazu führt, dass ewiger Winter herrscht. Dem Frühling gelingt es zunächst nicht, die Kälte und den Frost zu verjagen. Als die Kinder jedoch die Mauer überwinden, kann auch der Frühling wieder Einzug halten. Personifiziert treten auch die anderen Jahreszeiten in Erscheinung und bringen ihre Eigenschaften mit treffenden Attributen, z.B. durch die Äpfel im Herbst, zum Ausdruck. Unterstrichen wird der Wunsch nach Frühling als Symbol für die Lebensfreude durch kurze fröhliche Lieder, die die Kinder zur Klavierbegleitung von Andreas Kessler scheinbar ganz ohne Lampenfieber singen. Diese musikalischen Elemente grenzen auch die Szenen voneinander ab. Die Kinder so unterschiedlicher Altersstufen beherrschen ihren Text sicher und einige ragen durch besonders exakte Artikulation heraus. Sie gehen aufeinander ein, so dass das Geschehen lebendig und echt wirkt. Auf das Wesentliche reduzierte Requisiten unterstützen die Aussage, treten aber nicht in den Vordergrund.Als einziges nicht ganz schlüssiges Element wirkt das Gespräch zwischen einem Kannibalen und dem Riesen als Einstieg in das märchenhafte Schauspiel. Es soll vermutlich die fehlende Lebensfreude beider Gestalten zum Ausdruck bringen, wird aber nicht noch einmal – eventuell als Kontrast zum am Ende nicht mehr selbstsüchtigen Riesen – eingesetzt.Lob und große Hochachtung vor dem Mut, so souverän auf großer Bühne zu agieren.

WOVON LEBT DER MENSCH?


Von Elisabeth Atapin, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Ein Außerirdischer landet auf der Erde und stellt sich die Frage: „Wovon lebt der Mensch?“Was brauche ich zum Leben? Brauchen wir Geld, Drogen, Nervenkitzel, Familie oder die Liebe? Ist der Mensch gut oder doch böse gesinnt? Auf all diese Fragen versucht das Stück eine Antwort zu finden. Es ist eine Collage aus vielen Szenen, manche sind zum Lachen und manche zum Weinen. Am Ende jeder Szene gibt es von dem drei Meter großen Außerirdischen, der von den Jugendlichen selber hergestellt wurde, eine Auswertung. Es spielt in jeder Szene Musik, die auch sehr passend zu der jeweiligen Situation ist. Trotz fehlender Szenen, die wegen des Fehlens einiger Schüler nicht gespielt werden konnten, und mancher Szenen, die etwas zu leise waren, ist es doch ein gelungenes Theaterstück. Dementsprechend können wir nur hoffen, dass auch weiterhin diesem Projekt an Aktiven Naturschule Prenzlau Zeit gewidmet wird.

BORDERLINE


Von Richard Lenz, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Schülerinnen des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums präsentierten am Donnerstag ihr Stück „Borderline“. Es handelt von Eva, die an der Boderline-Persöhnlichkeitsstörung leidet. Sie kann gut singen und wird sogar zu einem Casting eingeladen. Doch nachdem ihr Vorsingen der Jury gefallen hat und sie eine Runde weiter gekommen ist, gerät sie in die schmierigen Fänge von Lukas. Er überredet sie zu etwas, das sie eigentlich gar nicht will. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, stirbt auch noch ihre Lieblingstante Emmi. All das wirft sie in ein tiefes, dunkles Loch.Ich finde das Stück sehr wichtig. Es schafft Aufmerksamkeit für ein Thema, das in unserer Gesellschaft allzu gern tabuisiert wird. Außerdem ist es wirklich gut gemacht. Die SchauspielerInnen waren gut in dem, was sie gemacht haben. Evas Gedanken wurden als innerer Monolog von der Seite reingerufen. Am Ende hat Eva Hilfe gefunden. Niemand musste sterben, und das ist gut so.

Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
Das Gauß-Gymnasium thematisiert mit dem Stück "Borderline" gleich mehrere Tabus unserer Gesellschaft. Die Schüler veranschaulichten die Gedanken und Emotionen der im Stück an Borderline erkrankten Protagonistin auf eindrückliche Art und Weise. Auf den Zuschauer wirkten die Schauspieler sehr sicher und authentisch. Der angemessene Einsatz von Licht und Musik verstärkt den Ausdruck des Bühnentextes und untermalt und intensiviert diesen an den passenden Stellen. Das restliche Bühnenbild war sehr einfach gehalten, was jedoch auf Grund des ausdrucksstarken Schauspiels völlig ausreichend scheint. Mit ihrem Stück gelang es den Schülern, auf ein tabuisiertes Thema aufmerksam zu machen, das Publikum zum Nachdenken zu bewegen und einige Botschaften zu vermitteln.

Von Ines Eichhorn, Lehrerin, Einstein-Gymnasium Angermünde
„Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung …“ – mit dieser im Sprechchor vorgetragenen Definition wird der Zuschauer in den Bann des Stückes gezogen und kann sich ihm bis zum letzten Wort nicht mehr entziehen. Dies hat zwei Gründe: Erstens berührt die Thematik, und zweitens ist es die sensible Umsetzung, die das Stück (be)merkenswert macht. Eva leidet am Borderline-Syndrom und hat den inneren Kampf mit ihrem Selbst zu führen. Er vollzieht sich in erster Linie versteckt vor der Außenwelt und steigert sich bis ins Körperliche. Diese Auseinandersetzung hier hat das Mädchen auszutragen, dem momentan alle Grundfesten einzustürzen scheinen – sei es durch die komplizierte Familiensituation, den tragischen Tod ihrer so nahe stehenden Tante oder aber durch das Ringen um Liebe, die sie sich so ganz anders vorgestellt hatte. Halt zu geben versuchen ihre Freundinnen, in guten Zeiten lässt Eva sich darauf ein. Wenn dann die zerstörerischen Symptome wieder um sich greifen, ist Eva eine andere – zerrissen in sich, verunsichert, perspektivlos. Aus ihr sprechen mehrere Evas – dramatisch geschickt umgesetzt durch vier von ihrer Person losgelöste Ichs. In straffer Szenenfolge, verknüpft durch kurze Klavierarrangements, werden knappe Dialoge gezeigt, die einerseits Evas seelische Last zeigen, andererseits aber auch ihr Bestreben, den Druck loszuwerden und sich selbst zu entfalten. Ein aufbäumender Versuch, ihrer Krankheit zu entkommen, ist die Teilnahme an einem Casting. Dem Stück ist anzumerken – und das Gespräch nach der Aufführung bestätigte dies –, dass es weitestgehend von Jugendlichen für Jugendliche von heute in Szene gesetzt wurde. In geschliffener Artikulation, deutlich und klar, sowie passend eingesetzter Körperspannung spürt der Zuschauer die Auseinandersetzung. Im Gespräch bezogen die Schülerinnen der 11. Klassen Stellung und begründeten ihre Sichtweise. Hier wird die Leistung als Gruppe sichtbar, auf die es der Spielleiterin des Gauß-Gymnasiums Schwedt Simone Grieger ankommt. Man merkt ihrer Inszenierung viel Theatererfahrung und tiefes Feingefühl an. Es sind die leisen Töne, die hier gewollt wirksam werden.Wer dennoch mehr Provokation und Härte erwartet, sucht vergeblich danach.Das Stück macht nachdenklich, nicht nur deshalb, weil die Wunden lange Zeit unsichtbar bleiben. Das Stück rüttelt auf, weil man sich ertappt, kleine Zeichen zu übersehen. Das Stück macht Mut, denn es zeigt einen Schluss, der Hoffnung trägt.

BHAGWATAJUKAM


Von Paula Baumgarten, Klasse 9.1, Einstein-Gymnasium Angermünde
Eine für manchen außergewöhnlich scheinende Form des Schauspiels bot das Stück "Bhagwatajukam", denn es verbindet indischen Tanz und Theater. Das traditionelle Theaterstück ist sehr ausdrucksstark. Die Elemente des indischen Tanzes harmonierten mit der Geschichte des Bühnentextes und veranschaulichten diesen. Die Anforderungen an die jugendlichen Darsteller des Stückes sind sehr hoch, denn gerade die Kombination aus authentischem Spiel und andauerndem Tanz und Bewegung sind im Kraftaufwand enorm. Aufwändige Kostüme der Schauspieler machten es dem Zuschauer einfacher, sich in die sehr traditionelle Geschichte hineinzudenken und sie zu verfolgen. Trotz sehr guter Umsetzung kann man die Vorstellung als etwas zu kurz betrachten; die angegebene Spielzeit wurde nicht ausgefüllt.

Von Elisabeth Atapin, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Dieses Theaterstück bringt uns Zuschauern mit indischem Tanz, indischer Musik und Theater die indische Mythologie näher. In diesem Stück wird man von dem großen Schauspieltalent der Jugendlichen aus Frankfurt (Oder) begeistert. Die aufwendigen Bewegungen werden präzise ausgeführt, aber auch die Mimik und Gestik ist bemerkenswert. Die Musik hat eine starke Ausstrahlung und lässt das Theaterstück atmosphärischer wirken. Es ist ein faszinierendes Bühnenwerk, welches von Anfang an begeistert.

WAS IHR WOLLT / 12th NIGHT / كما تشاء


Von Richard Lenz, Klasse 9.2, Einstein-Gymnasium Angermünde
Sanssouci avec Shakespeare, das Integrative Theater Potsdam für Vielfalt und Toleranz, präsentierte am Donnerstag das Stück „Was ihr wollt“ (Twelfth Night), eine Komödie von William Shakespeare. Es handelt von Viola, die ein Schiffsunglück nur knapp überlebt und an der Küste von Illyrien strandet. Sie möchte als Dienerin an den Hof des Fürsten Orsino. Dafür verkleidet sie sich als Mann. Orsino ist in die Gräfin Olivia verliebt und trägt Viola, die sich nun Cesario nennt, auf, bei Olivia für ihn zu werben. Doch stattdessen verliebt sich Olivia in Cesario. Unterdessen taucht auch Violas totgeglaubter Bruder Sebastian wieder auf und wird mit Viola bzw. Cesario verwechselt. Das Chaos nimmt seinen Lauf. Das Stück wurde multilingual inszeniert. Ein Schauspieler lockerte die Stimmung mit einer Bemerkung über die Schwierigkeit der deutschen Sprache auf. Die SchauspielerInnen waren alle authentisch. Leider gab es kleinere Schönheitsfehler, z.B. wurde der Souffleur vielleicht etwas zu oft benötigt. Trotzdem minimiert das nicht die Schauspielkünste der DarstellerInnen. Es war ein schönes Erlebnis.

Von Felix Gattinger, Dramaturg, Uckermärkische Bühnen Schwedt
Am Anfang kann man schon irritiert sein. Man bekommt die historischen Kostüme direkt vor den Latz. Kommentarlos, nein, mehr noch: mit einem musikalischen Intro für Cembalo und Querflöte. Dabei ist das doch Studententheater. Also eine Finte? Eine subtile Verlade, oder ein Monty-Python-Zitat? Nein. Es ist die Offenlegung einer außerordentlichen Verabredung. Wir sind hier nicht „nur“ im Theater, wir sind Zeugen eines Projekts, in dem Menschen sich bewusst etwas Fremdes anziehen. Sie begeben sich bewusst in einen fremden Kosmos: In die Sprache des frühneuzeitlichen Englisch, in Kostüme der elisabethanischen Zeit und den damit verbundenen fremdartigen Codices. Sie sind alle fremd auf diesen Brettern, egal, woher sie kommen und was sie bislang erlebt haben. Kämen sie alle in Jeans und Alltagskleidung, könnte man denken, das ist wohlmeinendes Integrationstheater und so weiter. So aber wird deutlich: Hier sind alle fremd. Man merkt auch, dass sich manche (noch) nicht ganz so wohl auf der Bühne fühlen wie andere, aber das macht das Unterfangen umso mutiger und umso anerkennenswerter. Doch jeder darf zwischendurch auch mal „er / sie selber sein“, denn es gibt immer wieder Passagen, wo die Akteure den Shakespeare-Text in ihrer Muttersprache bringen dürfen. Es ist sehr spannend, was da passiert, wenn das Anliegen der Figur plötzlich in der Sprache des eigenen Herzens vorgetragen wird. Und dann aber immer wieder zurück in den deutschen oder englischen Text. Unschätzbar die Erfahrung, einmal dazu verdonnert zu sein, Gefühle und Haltungen in einer Sprache glaubhaft machen zu müssen, die einem fremd ist, an die man sich während der Proben hin-übersetzen musste. Manches versteht man tatsächlich schlecht, denn der Text ist (deutsch wie englisch) sehr anspruchsvoll. Dazu kommt: Auch im Spiel gelten kulturell unterschiedliche Regeln und Zeichensysteme. Wie spricht man mit Frauen, von denen man mehr will, wie hält man auf einer deutschen Bühne um jemandes Hand an, wie ist es, wenn die Frau aber Italienerin ist oder Deutsche? Küsst man in Komödien, und, wenn ja, muss ich das auch, weil man im Publikum hier das gewohnt ist? Doch nein, wir wollen hier nicht einfach unterhalten, wir machen den kulturellen Drahtseilakt. Shakespeare hätte das wahrscheinlich gefallen. Es war damals gar nicht so anders. Der Originaltext wimmelt(e) von fremdsprachigen Ausdrücken (Französisch, Italienisch und jede Menge Latein). Der Monarch guckte zu und das Publikum guckte, wie der Monarch guckte, und jeder Schauspieler wusste das und entschied jeweils, wie weit er in der Szene gehen durfte oder musste. Und hier kommt mein einziger Kritikpunkt: Traut euch noch mehr, geht noch weiter. Die Idee, die beiden adeligen Trunkenbolde subversiverweise mit muslimischen Männern zu besetzen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr Provokation sei erlaubt! Gerade bei Shakespeare! Seid Studenten! Probiert nicht nur euch, sondern auch das Publikum aus. Der Monarch guckt nicht zu. Weiter so!