Schauspiel

Elling

Schauspiel von Axel Hellstenius (unter Mitwirkung von Petter Næss) nach dem Roman „Blutsbrüder“ von Ingvar Ambjørnsen, Übersetzt aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Elling über Kjell Bjarne

Er war ein großer Bursche in meinem Alter. Mit schütterem Haar und einem düsteren Kabeljaugesicht, das durchaus nichts Gutes verhieß. Ich wollte wieder gehen, aber Gunn hielt mich zurück. Und dann wurden wir einander vorgestellt. Ich kam mir vor wie der eine Bräutigam bei einer verbotenen pakistanischen Schwulenhochzeit. Elling, das ist Kjell Bjarne. Du hast ihn zwar noch nie gesehen, aber er ist der Mann deines Lebens. Von nun an sollt ihr in guten wie in bösen Zeiten zusammen wohnen. Er wird genau wie du in Verwahrung gehalten, und irgendwie werdet ihr euch schon zusammenraufen. Ich hätte am liebsten geweint.
(Ententanz, S. 13f.)

Wie Kjell Bjarne es mit der Verantwortung hielt, wußte ich nicht. Er erzählte nur wenig über seine Vergangenheit, abgesehen davon, daß er seine Eltern haßte.
(Blutsbrüder, S. 32)

Ich wußte, daß er (Kjell Bjarne) aus der normalen Schule in eine Sonderklasse versetzt worden war, wo die Lehrer ihre Zeit vor allem mit dem Versuch verbracht hatten, ihm das ABC und das kleine Einmaleins einzubimsen. Und zu Hause? Am Waldrand, wo er aufgewachsen war? Viel hatte er mir ja nicht erzählt, aber ich wußte immerhin, daß das Gespräch nur selten die Themen Kunst und Kultur gestreift hatte, wenn die Familie sich vor ihre Becher mit Schwarzgebranntem setzte. (Blutsbrüder, S. 61)

Es ließ sich nicht leugnen, daß er manchmal ziemlich übel roch. In Brøynes hatte Gunn ihn bei der Stange gehalten, aber nun hatte Kjell Bjarne seine persönliche Hygiene so ziemlich sausen lassen. Stinkende Socken, wochenlang nicht gewechselte Unterwäsche. (Blutsbrüder, S. 34f.)