
Les(e)bar
Mitglieder des Ensembles lesen quer durch alle Genres und Epochen, von heiter bis wolkig, dramatisch bis lyrisch, ernst bis witzig.Ausgabe:
Ausgabe vom 30.05.2006
Ach Gott, die Liebe ...
Nachts lieg ich auf dem Bett und kann nicht schlafen.
Ich sehne mich nach ihm und suche ihn,
doch nirgends kann mein Herz den Liebsten finden.
Ich seh mich aufstehn und die Stadt durcheilen,
durch Gassen streifen, über leere Plätze –
ich sehne mich nach ihm und suche ihn,
doch nirgends kann ich meinen Liebsten finden.
Die Wache greift mich auf bei ihrem Rundgang.
„Wo ist mein Liebster, habt ihr ihn gesehn?“
Nur ein paar Schritte weiter find ich ihn.
Ich halt ihn fest und laß ihn nicht mehr los;
ich nehm ihn mit nach Hause in die Kammer,
wo meine Mutter mich geboren hat.
Ihr Mädchen von Jerusalem, laßt uns allein!
Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen:
Wir lieben uns, schreckt uns nicht auf!
(Aus dem Hohelied Salomos)
Pfarrerin Heike Schulze wird die ausgewählten Bibeltexte – vom Hohelied Salomos bis hin zum Buch Rut – kommentieren und in einen religions- und kulturhistorischen Zusammenhang stellen. Dabei wird der zentrale Gedanke der Liebe aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und erhellt.
Die nächste Les(e)bar: 20. Juni 2006
„Du trafst mich schon ins Herz ...“