Ausstellung

Bauhaus Shanghai Stalinallee HA-NEU - Station Fünf

Ausstellung (09.09.-18.10.2022)
Erst mit der Moderne tritt der immanente Widerspruch von Avantgarde und Tradition zutage. Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick folgt der Sinuskurve des 20. Jahrhunderts: zwischen dem Bauhaus auf dem einen Pol hin zum Bauen in nationalen Traditionen an der Stalinallee als entgegengesetztem Pol und zurück zur erneuten Hinwendung zur Moderne im industriellen Bauwesen der DDR. Diese Schwingung hatte eine Periodendauer von etwa 30 Jahren.

Das Bauhaus-Jubiläum 2019 bot uns den Anlass, hier erstmals in Form einer Ausstellung und auf der Grundlage eigener Nachforschungen die Arbeitsbiographie Paulicks zusammenhängend nachzuzeichnen. Im selben Moment, da man das Bauhaus Anfang der 1950er Jahre in der DDR als «formalistisch» und «kosmopolitisch» verdammte, wurde ein Bauhäusler «Leiter des Aufbaustabs der Stalinallee»! Dabei hatte sich Paulick anfangs gegen die historistische Wende im Bauwesen der DDR gewehrt. Ist sein Anteil beim Bau des ersten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee mittlerweile anerkannt, sind dagegen seine Leistungen beim Wiederaufbau des Lindenforums und seine Entwürfe für das Berliner Zentrum erst noch umfassend zu würdigen. Als dann ab Mitte der 1950er Jahre die Industrialisierung des Bauwesens und die Rückkehr zur Moderne auf der Tagesordnung stand, war Paulick der geeignete Mann, den Aufbau ganzer neuer Städte zu leiten. Hoyerswerda, Schwedt, Halle-Neustadt markieren die Stationen.

Paulick ging es stets darum, ebenso funktionale wie plastisch-markante Bauwerke und differenzierte Räume zu gestalten. Einer der bedeutendsten Architekten der DDR ist noch zu entdecken.
In Schwedt lässt sich vor allem zeigen, wie Paulick den Vorentwurf von Selman Selmanagičweiterentwickelte und akzentuierte.

Mit der aktuellen Debatte um das PCK ist Schwedt herausgefordert, sich neu der Zukunft zu stellen. Dafür sollte die Stadt ihre Planungs- und Baugeschichte besonders gut kennen. Nur wer die Geschichte kennt, kann sich der Zukunft zuwenden und dabei den eigenen Charakter bewahren.

Dr. Thomas Flierl · Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung

Flyer und Begleitprogramm als PDF


Derzeit nicht im Spielplan (letzte Aufführung am 18.Oktober 2022)